25 - 27.5.2011
Vegesack 25 - 27.5.2011
In Bremen hat mich ein lieber Bekannter abgeholt. Carsten Johow kenne ich, seitdem er auf dem Weihnachstbazar des Australisch-Deutschen Hilfswerk in Melbourne vor dem Bücherstand auftauchte, den ich mit meinem Kollegen, dem Schweizer Krimi- und Kinderbuchautoren Adrian Plitzco[1], unterhalte. Damals hielt ich mein erstes Buch Ebbe, Flut und Tod[2] feil, und Carsten hatte den Leuchtturm erkannt. Fast fiel ich um vor Staunen, als Carsten sich als Vegesacker-Amrumer bekannt gab! Er ist in Vegesack geboren und hat Familie auf Amrum, also der direkten Nachbarinsel zu Föhr. Seitdem haben wir zusammen allerhand Seemannsgarn gesponnen, Frühstück im Yachtclub von Brighton, Friesentorten, und sogar Labskaus, zusammen genossen. Carsten ist der engagierte Förderer alles Norddeutschen in Melbourne, denn in den Köpfen der Melbourner spucken allzuoft süddeutsche Stereotypen herum – hier wird „Deutsch“ gern gleichgestellt mit Lederhosen und Weißwürschten. Keine Sorge, auch ich bin ein großer Anhänger der Weißwurst, und die Lederhose ist sicher ein sehr praktisches Kleidungsstück, aber das bedeutet nicht, dass man den Hering vergessen sollte. Auf einer crusade, das Image des Norddeutschen in Australien zu heben, hält Carsten auch das Hafenkonzert in Melbourne aufrecht – man kann sein Programm im 3ZZZRadio[3] hören.
Als Carsten und seine Frau Kazue hören, dass ich auch in die Bremer Gegend komme, laden sie mich sofort in ihr deutsches Heim in Stuhr ein, wo auch Carstens Schwester Doris in einem parkartigen Garten, mit riesigen Rhododendron und alten Bäumen und ihrer treuen Rotweilerhündin, lebt. In einer Landschaft, geprägt von schönen niedersächsischen Bauernhöfen, Pferden, der Weser und dem Teufelsmoor. Carsten gibt sich die größte Mühe, mir so viel wie möglich zu zeigen. Am Donnerstagmorgen sind wir um 7 Uhr morgens unter den ersten Besuchern auf dem Vegesacker Markt! Wir bummeln an dem schönen alten Hafen Vegesacks, zu den kopfsteingepflasterte Straßen, entlang alten Bürgerhäusern und historischen Hafenkneipen, führen. Wir überqueren die Weser auf einer kleinen Fähre, um Wildershausen und das Restaurant Gut Altona[4] aufzusuchen. Das Restaurant, mit seinem sonnigen Garten, ist gut besucht und das Essen äußerst empfehlenswert.Wir treffen Carstens Cousine und ihren Mann - und deren Freundlichkeit steht der Carstens und Doris' in nichts nach. Auf dem Rückweg bin ich alarmiert – „Carsten, wir fahren direkt in ein Gewitter hinein!“ rufe ich. Tatsächlich scheinen wir in einen dicken, gelblichen Dunst hineinzufahren, der mich an meine Kindheit erinnert. So verfärbte die Luft sich manches Mal, wenn ein Gewitter sich über der Nordsee zusammenbraute und nur darauf wartete, mit der Flut zur Insel zu ziehen. Carsten lächelt über meine Furcht und vertraut auf sein Können als Autofahrer, um uns da hindurchzulotsen. Alles geht gut – nur hören wir abends, dass es nicht ein Gewitter war, in das wir da hineinzogen, sondern die Aschenwolke des isländischen Vulkans, der sich mal wieder ausgehustet hatte. Tatsächlich ist das Auto auch mit Ascheflöckchen besät, und der Wirt unseres Restaurants beschwert sich, dass er alle Tische und Stühle hat abwischen müssen!
Am Spätnachmittag sind wir noch einmal in Vegesack. Wir treffen uns im Vegesacker Fährhaus mit Rita Apel, der Repräsentantin der „Leser an der Weser“[5]. Im selben Fährhaus findet auch einmal im Monat eine offene Lesebühne statt, an der jeder, der schreibt, egal was, teilnehmen kann. Rita erzählt uns von der „Offenen-Luft-Lesung“, die im August am Vegesacker Hafen stattfinden soll – eine Art Lesemeile entlang der Promenade! Tolle Idee! Wir schließen den Abend besonders stimmungsvoll: Mit einem Besuch in dem Restaurant Wümmeblick Höftdeich[6]. Schon die Fahrt durchs Teufelsmoor ist einmalig schön, und dann der Blick auf die stille Wümme vom romantischen Restaurantgarten. Ein kleiner Fähranleger lädt zum Träumen und Angeln ein. Langsam verfärbt sich der Himmel über der grünen Marsch und die Sonne versinkt am Horizont. Dazu esse ich natürlich ein typisch niedersächsiches Gericht: Knipp. Knipp, so Wikipidia, ist eine Art von Grützwurst, hergestellt aus Hafergrütze, Schweinskopf, Schweinebauch, Schwarte, Rinderleber und Brühe, gewürzte mit Salz, Pfeffer und Piment. Interessant!
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