25. Mai 2011
Am Tag zuvor, Mittwoch, habe ich mir einen Tag ausgebeten – zum Luftholen, und um mich auf die Lesung am Abend, im Buch- und Kunstsalon Leuwer am Wall in Bremen vorzubereiten. Nie wage ich es, unvorbereitet in eine Lesung zu gehen. Egal, ob ich schon mehr als einmal aus einem bestimmten Buch vorgelesen habe. Die Stellen, die ich am Abend vorlese, stimme ich auf das Publikum ab, das erwartet wird. Immer versuche ich, einen Zusammenhang zwischen dem Leseort und dem Interesse der Zuhörer zu schaffen. Der Buch- und Kunstsalon Leuwer[1] ist ein alt-etabliertes Geschäft, das sich neben Kunstbänden auch auf Reiseliteratur spezialisiert. Vielleicht kann ich ja jemanden zu einer Reise nach Australien inspirieren! Angelika und Klaus Plückebaum haben die Buchhandlung 1984 übernommen, und sie wissen, eine Autorin und ihr Publikum willkommen zu heißen. Die Stühle sind gemütlich zwischen den Regalen plaziert, man weiß, dass ein rechter Leser sich nirgendwo wohler fühlt, als umgeben von Mengen von Büchern! Ein einladender Lesetisch steht bereit, und Herr Plückebaum stellt die Autorin im leichten Plauderton und mit nett gewählten Worten vor. Unter den Zuhörern sind diesmal Familie und alte Bekannte – mein Cousin Hans und seine Frau Silvia, meine Cousine Regina, die sich losgeeist hat, obwohl ihre Abiturienten mitten in den Prüfungen stehen – und Marlis, die Schwester einer Föhrer Schulfreundin, die es nach Bremen verschlagen hat, und die zufällig in der Zeitung von meiner Lesung las. Und noch eine Dame, deren Gesicht mir bekannt vorkommt, tritt mit ausgestreckter Hand auf mich zu. „Na, Frau Nielsen, erkennen Sie mich?“ strahlt sie. „Ich war auf Ihrer Lesung in Stelly’s Hüüs dabei!“ 2009 in Oldsum auf Föhr – du meine Güte, die Welt ist klein!
Dummerweise lasse ich den schönen Blumenstrauß, den Herr Plückebaum mir zum Abschluss überreicht, liegen, weil noch schnell ein Buch signiert werden soll. Zu schade – aber ich bitte Herrn Plückebaum, ihn seiner lieben Frau zu überreichen, die verdient ihn auch.
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