Samstag, 4. Juni 2011

Deutsche im Ausland – Integration gelungen?

11. Mai 2011

Diese Frage betrachten wir im Wasserschlösschen von Bad Rappenau – ja, tatsächlich, ein echtes Wasserschlösschen mit Türmen, großen Toren, sanft umspült von seichten Wogen. Lange habe ich diese Frage unter deutschen Freunden und Beaknnten in Melbourne recherchiert. Immer wieder habe ich gefragt: "Was bedeutet „Integration“ eigentlich für euch?", denn man muss sich ja erst einmal über diesen Ausdrruck für sich selbst klarwerden, bevor man sich über die Anderen Gedanken machen kann!
Ganz verschiedene Antworten habe ich erhalten: „Als Deutscher in Australien zu leben ist doch leicht, man kann fast ein deutsches Leben führen! Durchs Internet kann man deutsche Nachrichten hören, Zeitungen lesen, es gibt den deutschen Radiosender SBS, die deutsche Kirche, die deutsche Schhule, deutsche Vereine und Konversationsgruppen ...“ Aber halt, ist es das was wir von Integration erwarten? „Die deutschen Einwanderer in Australien leben versteckt“, findet eine Studie. Sie integrieren sich geschickt, und verbergen ihr Deutsch-sein, wenn sie sich unter Australiern bewegen. „Melbourne ist mein Wohnort, Deutschland meine Heimat“, sagt ein Anderer, und stellt erstaunt fest, dass seine Freunde fast alle Deutsche sind. Je tiefer ich bohre, desto mehr stelle ich fest, dass der Deutsche im Ausland sich bemüht, die fremde Kultur zu verstehen und sich anzugleichen, aber dass wenige bereit sind, das, was für sie Deutsch-sein ausmacht, aufzugeben. In der meinem Vortrag folgenden Diskussion mit Frau Bub, die mehrere Male in Südafrika gelebt hat, und Frau Hoffmann, die in Ungarn lebte, stellen wir fest, dass die Sprache das beste Integrationsmittel ist. Ohne die fremde Sprache zu beherrschen, ist es fast unmöglich, die fremde Kultur zu verstehen, oder an Traditionen, Ritualen, aber auch am täglichen Leben teilzunehmen. Ohne die Landessprache zu beherrschen, ist man für immer ein Außenseiter. Weiterhin stellen wir fest, dass man die Gastkultur zwar zu verstehen lernt, aber das, was uns geprägt hat, während der Jahre unserer Kindheit und Jugend, das kann man nicht einfach ausmerzen. Obendrein muss sich der Einwanderer in Australien an neue politische und juristische Normen gewöhnen, an eine neue Art von Fussball - die „Aussie Rules“ -, an den Eifer, mit dem der Australier das Kricket verfolgt, an den australischen Slang und an einen ganz andere Essenskultur. Auch die Arbeitsmoral ist knallhart – viele Überstunden werden verlangt, oft werden Arbeitsverträge ausgemacht, die aber Urlaubsgeld und Krankenversicherungen ausschließen, und das soziale Auffangssystem ist nicht das, was man von Deutschland aus gewöhnt ist.
Neugier hilft bei der Integration, die Bereitschaft, zu gucken und zu akzeptieren, Respekt für die andere Kultur und ein gesundes Selbstbewusstsein. Und klar: Damit kann man auch anderen Kulturen im eigenen Heimatlande besser begegnen. 

Ein anregender Abend – nur etwas ist schiefgegangen: Wo sind die Bücher, die Herr Zwölfer von der Buchhandlung passepartout in Bad Rappenau liefern wollte? Nach mehreren Telefonaten stellt sich heraus, dem Herren ist eine Laus über die Leber gelaufen. Irgendetwas hat ihm am Vorabend nicht gefallen. Er hat die bestellten Bücher an den Verlag zurückgesandt! Du meine Güte. Aber eine Lehre für mich: Verlass dich nur auf dich selbst, das nächste Mal arrangiere die Bücher direkt vom Verlag.
Übrigens: Zum Essen kommt die Autorin auf Reisen nur sporadisch – immer ist es etwas vorzubereiten, zu organisieren, oder ganz einfach anzusehen – so schöne Gegenden lerne ich kennen. Vor dem Auftritt isst man höchstens ein Süppchen, aus Angst, dass Krümel im Halse stecken bleiben, sich mitten im Vortrag durch einen Hustenanfall melden ... und nachher muss man erstmal das Adrenalin runterlassen, und außerdem ist es meist eh zu spät, um noch etwas zu bestellen. Also ernährt sie sich durch die anregenden Gespräche, die sich immer wieder mit den Zuhörern ergeben.

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