Sonntag, 31. Juli 2011
Donnerstag: Abistreich und das Haus des Gastes Nieblum
9. Juni 2011
Am Morgen steht wieder ein Besuch im Gymnasium an - die 12. Klasse in der 5. und 6. Stunde. Aber etwas, von dem schon seit Tagen gemunkelt wird, passiert. Der Abi-Streich. Muck-up day nennen sie es in Australien, wenn die Abiturienten ihre „Freiheit“ mit allerhand Streichen und Späßen feiern. Herr Wögens gibt den Schülern die 5. und 6. Stunde frei. Für mich ist es eine Chance, schnell die Wyker Verwandten Bernd Polls zu besuchen. Bernd Poll traf ich bei einer Lesung in der St. Kilda Bücherei in Melbourne. Die Familie seiner Mutter stammt von Föhr – und sie waren (fast) unsere Nachbarn, als wir noch über unserem Geschäft in der Großen Straße wohnten. Der alte Herr Voigt (auch Butter-Voigt genannt) und sein Sohn belieferten uns damals mit Butter und Käse. Viele Jahre später besuchte Herr Voigt seine Schwester in Melbourne (das muss ja Bernds Mutter gewesen sein!), und verbrachte auch einen Nachmittag bei uns. Die Welt ist klein! Am Nachmittag bereite ich mich für meine Lesung im Haus des Gastes in Nieblum vor. In Utersum hatte ich die Auswanderung hervorgehoben. Schon sehr früh stachen die Westerlandföhrer durch ihre gute Schulsausbildung hervor, dank eines engagierten Pfarrers, der Mathematik und Navigation drillte. So wandten sich viele Föhrer der Seefahrt zu, wie ja auch die Grabsteine der Walfänger auf den Friedhöfen in Süderende und Nieblum bezeugen. In Nieblum lese ich aus dem dritten Teil der Föhrer Familiensaga, Die Stimmen der Villa Blanke Hans. Aus diesem Buch lese ich fast am liebsten (und aus Die Frau des Marschbauern), es gibt da Passagen, die sich einfach vorzüglich zum Vorlesen eignen! Vorher bin ich aber noch zum Kaffeetrinken eingeladen. Bei meinen Freunden Tinchen und Herbert. Tinchen, langjährige Besitzerin des Cafés Osterheide, ist eine phantastische Bäckerin. Auch heute lässt der Kuchen nichts zu wünschen übrig! Ich bin gekommen, um Grüße ihrer alten Freundin Marlis auszurichten, die in Melbourne lebt, um mich wieder einmal an ihrem schönen Garten zu erfreuen, in dem man sogar Rehe beim Gräsen beobachten kann, und mich in ihrer Gastfreundschaft zu sonnen. Und eine Überraschung erwartet mich: Ein Ehepaar, das am Abend im Café Klein-Helgoland dabei war, aus Bad Vilbel, ist auch eingeladen! Eine nette Runde. Die Lesung ist diesmal für 20 Uhr angesetzt. Zeit genug, mich vorher mit meinen Schwestern und meiner Tante zum Abendessen zu treffen. Womit wir nicht gerechnet haben, 18 Uhr ist eine beliebte Abendesssenszeit! Fast alle Restaurants in Nieblum sind voll. Endlich finden wir etwas und erreichen so gestärkt, und gut in der Zeit das Haus des Gastes. Außer dass der Saal etwas weniger kahl und unfreundlich wirkt, wie der vom Taarepshüs in Utersum, gibt es keine großen Unterschiede. Für Atmosphäre ist hier auch nicht gesorgt worden. Hier wie da fehlen der Projektor und der CD Spieler. Dem Lesetisch fehlt jegliche Finesse. Aber die Nieblumer haben sich noch um eins übertroffen. Die Gäste und ich stehen vor verschlossener Tür! Wir warten und warten, aber niemand kommt, um uns hereinzulassen! Schließlich haben Marco und Nicole, die Besitzer der Leseinsel* in Nieblum,und Belieferer des Büchertisches, die gute Idee, jemanden anzurufen! Wenige Minuten nach acht Uhr trifft der Bürgermeister auf dem Fahrrad ein – mit einem Schlüssel! Hurra. Die Lesung kann stattfinden! Und trotz des unfreundlichen Ambientes wird es einen schöne Lesung. Ein junges Ehepaar kommt mir bekannt vor. Nach der Lesung, als sie mit zwei Büchern zum Signieren erscheinen, erinnern sie mich,: „Wir haben das erste Buch doch schon bei Ihrer Lesung vor zwei Jahren im Landhaus Laura gekauft!“ Schön, oder? Und noch etwas: Die Beiden erwarten ihr erstes Baby, vielleicht ist es bei der nächsten Lesung wieder dabei?
* Die Leseinsel
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