Sonntag, 31. Juli 2011

Freitag im Hotel Atlantis am Meer



3. Juni 2011
 Das Atlantis Hotel am Meer[1] liegt direkt am Meer, nur die Strandpromenade und der weite Wyker Sandstrand liegen dazwischen. Wer hier wohnt, kann sich verwöhnen lassen. Nicht nur von der Natur oder der Strandgymnastik, die direkt vorm Haus stattfindet, dem Weltnaturerbe Wattenmeer oder den vielen Cafés, die in Wyk locken, eine Hoteleigene Therme lädt zur Entspannung ein. Aber das Wohlfühlen beginnt, glaube ich, sicher schon am Morgen, wenn der Gast in dem hellen Frühstücksraum, mit den Panoramafenstern und dem Blick aufs Meer und die Halligen frühstückt. In demselben Raum findet auch am Freitagabend unsere Lesung statt. Nun stelle ich zum ersten Mal auf Föhr meinen neuen Roman, Am Galliberg, vor. Ich erzähle im Vorspiel ein wenig über den Maler Paul Lehmann-Brauns, dessen Bild den Titel meines Buches schmückt. Ähnlich dem Künstler sind auch viele Gäste langjährige Föhrbesucher, und wie er kommen sie aus Berlin, oder aus Heilbronn, Dortmund ... überall aus Deutschland. Zwei nette Stuttgarter Damen begrüßen mich herzlich. „Wir haben alle Ihre Bücher gelesen – in Stuttgart!“ erzählen sie mir. Ein Ehepaar kommt aus Flensburg. Das ist nicht so weit. „Wir haben von Ihrer Lesung gehört und sind extra dafür gekommen!“ Wow – ich fühle mich geehrt. „Meine Frau hat heute Geburtstag – dies ist ihr Geburtstagsgeschenk“, berichtet ein Herr nach der Lesung, als seine Frau sich Bücher von mir signieren lässt. Einige Tage später treffe ich das Ehepaar und ihre Freunde wieder, am Utersumer Deich. Das gefällt mir so an den Lesungen, man trifft so nette Leute! Eine liebe Wyker Bekannte ist mit ihrer Tochter gekommen. Ein Berliner Ehepaar zerbricht sich den Kopf, wo denn nur die Schulstraße in Berlin liegt (in der Schulstraße stand einst ein Frauen-KZ). Und besonders freut es mich, dass unser Wyker Bürgermeister, Heinz Lorenzen, mit seiner Frau meiner Einladung gefolgt ist. Ich fand es immer ein wenig seltsam, dass unsere Stadt „auswärtige“ Bürgermeister hatte, also Bürgermeister, die nicht von Föhr stammten. Nun haben wir mit Herrn Lorenzen einen „Gebürtigen“, der die Insel und ihre Leute kennt. Das ist doch passender, oder? Aber nicht nur deshalb habe ich Herrn Lorenzen eingeladen, sondern auch weil er sozusagen stellvertretend für die Stadt Wyk da ist, der ich mein Dankeschön aussprechen möchte. Es bereitet mir soviel Freude über Wyk zu schreiben, die Insel Föhr zu meinem Handlungsort zu bestimmen. Und noch etwas: Auch Herr Lorenzen ist an der Geschichte Föhrs und seiner Menschen interessiert. Als Lehrer übersah er ein sehr interessantes Projekt, für das seine Schüler die Geschichten der jüdischen Bevölkerung Föhrs recherchierten. Und augenblicklich sammelt er Information über ein Geschehnis, das viele Föhrer immer noch beschäftigt: Den Angriff im Zweiten Weltkrieg auf einen Dampfer der Wyker Reederei, der mehrere Verunglückte und sogar Tote forderte. Ich konnte ihm erzählen, dass ich für mein Buch „Ein bisschen Heimat im Gepäck“, auf der anderen Seite der Welt, in Australien, vor nicht langer Zeit mit einer Föhrerin gesprochen habe, die als Kind am Strand mit ihren Freunden spielte, als zwei englische Mosquitos um die Spitze von Amrum flogen, und gerade diesen Angriff vornahmen. Die Welt ist  klein.
Wie immer bei einer kulinarischen Lesung schiebe ich die Lesestückchen zwischen die Gänge, was den Gästen Gelegenheit gibt, sowohl ihren Gaumen zu verwöhnen, so wie sich mit den Tischnachbarn zu unterhalten. Der Küchenchef wird allerseits gelobt. Das Menü, das mit einer Föhrer Hochzeitssuppe beginnt, ist köstlich. Es ist ein schöner Abend. Der Büchertisch, von bubu, der Bunten Buchhandlung, gestellt, wird gut besucht.

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