Sonntag, 31. Juli 2011
Freitag in Grethjens Gasthof
10. Juni 2011
Mein letzter Lesetag auf Föhr beginnt wieder mit einem Besuch in Eilun Feer Skuul in Wyk. Diesmal ist es eine 9. Klasse, und sie haben sich vorbereitet! Frau Dwyer ist ihre engagierte Englischlehrerin, und sie hat ihnen die Aufgabe gestellt, sich Fragen für mich zu überlegen. Die Fragen erstaunen mich, weil sie nämlich gar nicht dumm sind! Neben der üblichen Frage: „Why did you go to Australia?” werde ich gefragt, wie ich mit dem Einleben im fremden Lande zurecht kam. Ob die Sprache mir Schwierigkeiten bereitete. Ob ich noch einmal auswandern würde ... Die Fragen sind so interessant und verlangen wohlbedachte Antworten, dass wir das, was ich mir vorgenommen hatte, nämlich einen Quiz, gar nicht schaffen! Während ich auf Frau Dwyer warte, stellt sich mir ein junger Lehrer vor. „Sie haben meinen Bruder in Melbourne kennengelernt“, erinnert er mich. Klar, stimmt ja auch! Beim Kindermarkt der Deutschen Dreifaltigkeitskirche war es. Ein junges Ehepaar bemerkte meine Bücher. „Mein Bruder hat gerade eine Lehrstelle auf der Inel Föhr angenommen“, erzählt der junge Vater mir! Ich sage ihm, dass ich einen Schulbesuch in Wyk plane, er alarmiert seine Mutter, die ihren Sohn auf Föhr ... Und so trifft man sich! Um 14 Uhr bin ich schon wieder in Wyk, die Siedlerstraße fahre ich inzwischen schon fast im Schlaf auf und ab. Müde werde ich der Strecke allerdings nie, nie kann man sich sattsehen an diesem Himmel! Heute treffe ich Peter Schulze und seine Frau Gonda – offiziell, Peter will noch Information für seinen Artikel im Inselboten, und inoffiziell als Freunde. Wir sitzen auf der herrlichen Terrasse des Strandhotels. Vor uns der Wyker Hafenstrand und die Nordsee. Praktisch für Peter, der sich kurz entschuldigen muss, als nämlich die 15 Uhr Fähre einläuft. Darauf das neue Feuerwehrauto der Oldsumer Feuerwehr, dessen Ankunft er photographisch für die Zeitung festhalten muss. Gonda und ich bleiben sitzen und werden mit dem lauten LüLa der Sirene belohnt. Natürlich musste die neue Sirene gleich einmal beim Einlaufen in den Wyker Hafen ausprobiert werden, welches Feuerwehrmannsherz schlägt nicht höher bei ihrem Klang? Dann ist mal wieder ein Abschied von lieben Freunden fällig, denn die Zeit wird jetzt so knapp, sicher werde ich Peter und Gonda bei diesem Besuch nicht noch mal treffen. Und ich muss mich aufmachen zu Grethjens Gasthof. Vorher fahre ich aber noch schnell nach Grönland. ??? Grönland ist eine schmale Straße in Boldixum. Bekannt, weil hier auch das Tierhuus seinen Sitz hat. Hauptaufgabe des Tierhuus‘ „ist die Behandlung von verletzten Wildtieren und die Betreuung von Fundtieren aller Art. Verletzte Seevögel, kranke Igel, junge Vögel und andere Wildtiere werden bei uns tiermedizinisch versorgt, großgezogen und sobald wie möglich wieder ausgewildert.“[1] Auch entlaufene oder Fundtiere können sich hier in Sicherheit wähnen. Aber nicht deshalb bin ich hier, sondern um meine Freundin Silke abzuholen, die hier in einem echten, reetgedeckten Bauernhaus wohnt. Die Lesung in ‚Grethjens Gasthof‘ findet um 17.30 Uhr statt. Wir wollten Museumsbesuchern die Gelegenheit geben, ihren Museumsstreifzug mit Kaffee und Kuchen bei einer Lesung abzuschließen. Und passen tut das Buch Am Galliberg ja wunderbar zu einem Museum voller Gemälde, handelt das Buch doch von einer gestohlenen Bildersammlung! Für das Titelbild wählten wir einen Lehmann-Brauns, „Haus Olesen vor dem Friesen-Museum Wyk auf Föhr“. Und das Museum der Westküste beherbergt selbst auch einige Bilder des Malers. Nicht nur das, die Urenkelin Paul Lehmann-Brauns, Anna Lehmann-Brauns nimmt gerade an einer Gruppenausstellung, Erinnerung - Nostalgie – Exotik, im Museum teil. Zur Einleitung erzähle ich ein wenig über den Maler, der selbst über dreißig Jahre hinweg auf Föhr Urlaub machte und über 100 Bilder auf der Insel malte. „Haus Olesen vor dem Friesen-Museum Wyk auf Föhr“ entstand 1927. Lustige Anekdoten bestehen über den Maler. Zum Beispiel schickte er stets seine Frau früh am Morgen hinaus. Sie musste bei Sonnenaufgang zur Mittelbrücke laufen. Eignete sich das Licht zum Malen, stieg der große Herr aus den Federn. Wenn nicht, schlief er weiter! Ich erzähle auch von meinem Besuch bei Frau Elke Gennrich, der Enkelin des Malers, die uns die Genehmigung zur Nutzung des Bildes im Namen der Nachfahren erteilte. Bevor ich überhaupt wusste, dass ich hier lesen würde, bat Frau Gennrich mich, ihre Grüße an ihren guten Bekannten, Dr. Sadowski, den Museumsleiter, auszurichten! Wir sind nur eine kleine Gruppe und passen gemütlich um einen großen Tisch, aber das macht die Lesung intimer. Und eine Zuhörerin, eine Wykerin, erinnert sich auch noch gut an den Maler Paul Lehmann-Brauns, und an das Pappschild, das er stets aufstellte, um Zuschauer aufzuordern, weiterzugehen! Wieder einmal hat Frau Kraus von der Leseinsel* in Nieblum den Büchertisch gestellt. Nach der Lesung verwöhnen Silke und ich uns im Restaurant Störtebeker in Boldixum. Und wirklich, solltet Ihr Föhr besuchen, dann verpasst es nicht, dort einmal einzukehren!
* Die Leseinsel
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