Sonntag, 31. Juli 2011

Dienstag und das Taarepshüs in Utersum


7. Juni 2011
Grethjens Gasthof ist das Café, das dem Museum Kunst der Westküste in Alkersum angeschlossen ist[1]. Ein Besuch in diesem neuen Museum auf Föhr hatte ich mir vorgenommen. Nun habe ich dank Jörg Stauvermann einen weiteren Grund das Museum zu besuchen – um nämlich auf die Schnelle eine weitere Lesung zu arrangieren. Alkersum lässt sich vom Andelhof bequem mit dem Fahrrad erreichen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Veranstaltungsleiter des Museums, der mich an die nette Managerin des Cafés verweist, bleibt mir Zeit, mir das Museum anzusehen. Es ist erstaunlich, dass Föhr nicht nur so ein beeindruckendes Gebäude gewonnen hat, sondern auch, dass die Sammlungen und Ausstellungen so professionell gezeigt werden, und die Bilder so bedeutungsvoll sind. Leicht verbummelt man hier mehrere Stunden. Als ich mich an der Rezeption für eine Weile mit einem Bekannten, Marco, dessen Partnerin die Leseinsel in Nieblum gehört, unterhalte, werden wir immer wieder von neuen Besuchern unterbrochen. Ich bin erstaunt, wieviele Tagesbesucher dabei sind, die nur wegen dem Museum nach Föhr gekommen sind. Dann ist es aber Zeit, wieder nach Hause zu eilen. Ich muss in schnellster Eile einen Poster und Flyer für die Lesung in Grethjens Gasthof entwerfen. Und den Inselboten bitten, eine kurze Benachrichtigung desbezüglich zu veröffentlichen. Was sie auch tun!                                                                                                                                     Am Abend fahre ich dann die weite Runde über Midlum, Alkersum, Dunsum und Süderende nach Utersum. Dort, mitten im Dorf, steht das Taarepshüs, das Gemeindehaus. Noch nie habe ich auf dem westlichen Ende Föhrs gelesen. Dies ist der am längsten besiedeltste Teil Föhrs. Hier leben die echten Feringer, die friesisch-sprechenden Bewohner der Insel. Außerdem steht hier auch die Nordseeklinik Utersum, eine große Rehaklinik mit vielen Gästen. Ich denke, die Utersumer hätten vielleicht auch mal Lust, über meine Föhr-Romane zu hören, ohne ganz nach Wyk fahren zu müssen. Außerdem hoffe ich auf ein interessiertes Publikum aus der Rehaklinik. Was geht schief? Sind die Plakate nicht ausgehängt worden (= nächstes Mal sich selbst um das Aushängen der Plakate kümmern; aber wie? Wenn ich doch in Australien sitze?). Ein Grund, das so wenig Zuhörer erscheinen, ist vielleicht, dass die Veranstaltung im Computer der Kurverwaltung nicht gelistet war ... Nun ja, mein Motto ist immer, ganz egal, wie viele oder wie wenig erscheinen, gelesen wird! Enttäuschend ist allerdings die Einstellung der Veranstalter: Der Projektor, mit dem ich Bilder Australiens zeigen wollte, die die tolle Landschaft vorgestellt hätten, in der die australischen Kapitel des Buches Am Galliberg spielen, fehlt. Ich wollte zur Einstimmung ein wenig australische Musik vorspielen. Ein CD Spieler ist nicht vorhanden. Am schlimmsten ist wohl der Raum selbst. Ein kalter Saal, dem jegliche Gemütlichkeit fehlt. Nackte Stuhlreihen vor einem kahlen Tisch. Kein Tischtuch, keine Leselampe, keine Blumen – keine Atmosphäre. Da muss ich jetzt gegen anlesen. Es fällt mir nicht so schwer, komischerweise werde ich von der Handlung immer mitgerissen, aber beim Publikum spüre ich diesmal eine gewisse Zurückhaltung. Sie gehen nicht richtig mit. Auch Peter Schulze, der Redakteur des Inselboten spürt das. „Sie sind heute Abend sehr kritisch!“ flüstert er mir zu. Ganz anders als am Sonntagabend. Auch der Büchertisch, diesmal von Bücher und Meehr in Wyk bestückt, wird kaum besucht. Trotz der hübschen Taschen, die Herr Moll mitgesandt hat. Schade. Vielleicht sind es ja auch die grauen Wolken, die die Insel an diesem Tag umhüllt haben. Und kein einziger Utersumer ist erschienen!                                                                         Ich wende mein kleines Auto Richtung Wyk. Ich werde mich belohnen, in dem ich die Traumstraße entlang zurückfahre. Plötzlich blitzt etwas im Rückspiegel. Ich gucke hin, und tatsächlich, es ist ein Sonnenstrahl. Die dunkle Wolkenwand ist aufgebrochen und die untergehende Sonne kommt hervor. Nun ist der Utersumer Deich der optimale Aussichtspunkt für den Sonnenuntergang. Kurzentschlossen wende ich mein Wägelchen und brause zurück. Die Natur macht wett, was dem Abend bis jetzt gefehlt hat. Hier am Utersumer Deich hat man einen wunderbaren Blick auf die beiden Nachbarinseln Amrum und Sylt. Das Schauspiel der majestätisch sinkenden Sonne vor den Umrissen der beiden Inselspitzen ist überwältigend. Ein fröhliches „Guten Abend, Frau Nielsen!“ klingt mir entgegen, als ich auf den Deich haste. Es sind die netten Ehepaare aus dem Hotel Atlantis, die Geburtstag feierten!

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